Weiterhin prekäre Situation in der Versorgung von obdachlosen und nicht-krankenversicherten Menschen in Berlin

Die medizinische Versorgung obdachloser Menschen war vor einigen Monaten Gegenstand einer Sitzung des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus von Berlin. Die Thematik nimmt jedoch gefühlt unverändert an Schärfe zu – Anlass für den Hartmannbund Landesverband Berlin, an die Verantwortlichen zur Ergreifung kurzfristiger, entschiedener Maßnahmen zu appellieren.

„Es braucht eine abgestimmte Strategie zur medizinischen Versorgung obdachloser und nicht krankenversicherter Menschen. Um die Angebotsentwicklung besser zu koordinieren, muss ein Versorgungskonzept entwickelt und umgesetzt werden – hierfür braucht es eine klare Federführung und Transparenz unter den Beteiligten und den sowohl ambulanten als auch stationären Versorgungsstrukturen. Hier ist insbesondere hervorzuheben, dass ausreichend ambulante Strukturen zur Verfügung stehen müssen, da diese essentiell für eine frühzeitige Primärversorgung sind“, fordert die Vorsitzende des Hartmannbund-Landesverbandes Berlin, Miriam Vosloo.

Durch eine rechtzeitige ambulante Versorgung ließen sich ungünstige Krankheitsverläufe sowie eine hohe Anzahl an notfallmäßigen Krankenhausbehandlungen in den Rettungsstellen reduzieren. Bei Notwendigkeit einer dringlichen stationären Behandlung sollte eine gute Verwaltungspraxis auf Bezirks- und Landesebene etabliert werden, damit die behandelnden Krankenhäuser nicht in über 85 Prozent der Fälle auf den entstehenden Kosten sitzen bleiben. Die bisher im Abgeordnetenhaus diskutierten Vorschläge seien gut, bedürfen allerdings einer umgehenden Ausfinanzierung für die Versorgung dieser besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe.

Aus Sicht einer Krankenhausärztin, die insbesondere Patient:innen mit chronischen und schwer heilenden Wunden versorgt, kommentiert die Landesvorsitzende Vosloo weiter: „Es bedarf eines unglaublich hohen Durchhaltevermögens für die Behandelnden, da oftmals zur Entlassung aus der Akutbehandlung keine ausreichende Weiterversorgung dieser Menschen gewährleistet ist. Die Übernahme in die Caritas Krankenwohnung gelingt nur in Einzelfällen, da die Anzahl der zur Verfügung stehenden Krankenplätze schlichtweg nicht ausreicht. In einer Vielzahl der Fälle droht die Amputation der gefährdeten Extremität und damit eine Rollstuhlabhängigkeit. Dies verschärft die Situation dieses einzelnen Menschen nochmals.“