Der Arbeitskreis der Jungen Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund sorgt sich vor dem Hintergrund der aktuellen Versprechen von Bundeskanzler Olaf Scholz, es werde keine Leistungskürzungen geben, um das Solidarsystem. Bei ähnlichen Aussagen vor zwei Jahren wurde dieses Zukunftsversprechen bereits kritisiert. „Es gibt nach wie vor keine klare Perspektive, wie wir die Versorgung in zehn Jahren sicherstellen können“, sagte der Vorsitzende der Jungen Ärztinnen und Ärzte, Dr. Moritz Völker. Die Versorgungssituation sei schon jetzt prekär und werde durch den demografischen Wandel verstärkt. Der Arbeitskreis ist überzeugt, dass der momentane Standard perspektivisch nicht gehalten werden kann. Das entspreche auch dem Ergebnis einer Befragung des Demoskopischen Instituts Allensbach (IfD) im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Steigende Kosten und Personalmangel verstärken die Probleme des Gesundheitssystems zusehends. „Änderungen in Nutzung und Umgang mit dem System sind unvermeidbar. Ein ,Weiter so‘ wird eine ungesteuerte Begrenzung der Leistungen nach sich ziehen, denn die Arbeitskraft, -zeit und die Ressourcen sind begrenzt. An dieser Wahrheit kommen wir nicht vorbei. Wenn wir das vermeiden wollen, muss die limitierte Verfügbarkeit offen kommuniziert werden. Gleichzeitig muss die Effizienz des Systems durch Verringerung des Dokumentationsaufwandes, einen raschen und massiven Ausbau der Digitalisierung und die Steuerung von Patientenströmen gesteigert werden“, so Völker weiter. Die jungen Ärztinnen und Ärzte sprechen sich zudem für einen Bedeutungszuwachs von Prävention aus und wünschen sich eine lautere und ehrlichere gesellschaftliche Debatte, um Perspektiven sichtbar zu machen und wenn nötig auch unkonventionelle Lösungen zu finden. Sicher ist, dass zeitnahes Handeln deutlich mehr Akzeptanz finden wird, als die notwendigen Veränderungen in die Zukunft zu verschieben.