Zukünftige Gesundheitsversorgung braucht „Versorgungsstufe Null“

Vor dem Hintergrund jüngster Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Inanspruchnahme von Rettungsdienst und Notaufnahmen hat der Hartmannbund noch einmal dringend angemahnt, im „nächsten Anlauf“ die anstehende Notfallreform, die Krankenhausstrukturreform und die Stärkung der ambulanten Strukturen gemeinsam mit adäquaten Instrumenten zur Patientensteuerung und gesundheitlicher Aufklärung zu bedenken. „Im vergangenen Jahr wurden 12,4 Millionen ambulante Notfälle in den Krankenhäusern versorgt. Aus dem ärztlichen Alltag wissen wir aber, dass viele Patient:innen den Rettungsdienst unnötig in Anspruch nehmen und die Notaufnahme auch während der ambulanten Sprechzeiten aufsuchen und das selbst, wenn eine ambulante Behandlung ausreichend gewesen wäre. Dabei ist ihnen oft nicht bewusst, dass sie damit die Strukturen für wirklich akute Notfälle blockieren und wertvolle Ressourcen verschwenden“, sagt Dr. Moritz Völker, Vorsitzender des Arbeitskreises Junge Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund und selbst Notfallmediziner. Er ergänzt: „Die Gefahr besteht darin, dass dadurch die Versorgung am Ende insgesamt schlechter wird, da die Ressourcen schlicht begrenzt sind und die Notaufnahmen schon jetzt am Limit arbeiten.“

Der Hartmannbund hatte sich diesem Problem bereits bei seiner diesjährigen Hauptversammlung intensiv gewidmet und sich – auch vor dem Hintergrund der anstehenden Bundestagswahl – für eine ganzheitliche Gesundheitsreform ausgesprochen. Völker ist überzeugt, dass eine Entlastung des Gesundheitswesens unentbehrlich ist, wenn man die Attraktivität des Arbeitsumfeldes und damit auch die Versorgung insgesamt nicht gefährden will: „Neben integrierten Notfallzentren brauchen wir unbedingt eine digitale Triage mit Steuerungseffekt, die als erste Versorgungsstufe den Weg durch unser System leitet. Durch diese „Versorgungsstufe Null“, eine App mit Symptomchecker, könnten wir Patient:innen direkt den adäquaten Behandlungsweg weisen und sie sowie das medizinische Personal entlasten.“ Entsprechende digitale Möglichkeiten wären bereits auf dem Markt. Die künftige Bundesregierung sei dringend gefordert, hier schnell zu entsprechenden, ganzheitlich gedachten Ergebnissen zu kommen, so Völker abschließend.