Reform der Prüfungsformate

Das Medizinstudium wird zunehmend kompetenzbasierter und praxisorientierter. Daran müssen sich auch die Prüfungsformate ausrichten. Sie sollten stärker den langfristigen Lernerfolg und eine breite Wissensbasis abbilden statt bloße Abfrage von Detailwissen sein. Deshalb wird es Zeit, neue und langfristig effektive Prüfungsformate zu entwickeln.

Zu diesem Schluss sind wir nach der Auswertung des zweiten Teils unserer Umfrage „Dr. med. – Heilen ohne Hut?“ gekommen: „Unsere Befragung hat gezeigt, dass die Mehrheit der Studierenden per Multiple Choice geprüft wird, die Befragten einen langfristigen und nachhaltigen Lernerfolg aber vor allem in den mündlichen sowie den standardisierten praktischen Prüfungen sehen“, so Moritz Völker, Vorsitzender des Ausschusses „Medizinstudierende im Hartmannbund“. Aus Sicht der Teilnehmer bilden mündliche Prüfungen – Testate, standardisierte praktische Prüfungen wie OSCEs oder schriftliche Prüfungen im Freitextformat – den Wissensstand am besten ab. Nur 14 Prozent der befragten Studierenden sehen dies durch Multiple-Choice-Prüfungen gewährleistet.

Die Medizinstudierenden erwarten von Prüfungen eine Bestätigung langfristiger Lernerfolge und natürlich, dass sie bestehen. Dabei stellt die Anzahl an Prüfungen im Medizinstudium kein generelles Problem dar. Hingegen würden zwei Drittel der Befragten die Noten zugunsten von reinen Bestehensnachweisen abschaffen, da Noten aus ihrer Sicht für zusätzlichen Druck und Konkurrenzkampf im Studium sorgen und bei späteren Bewerbungen kaum Beachtung finden.

Einen Überblick über unsere Überlegungen findet sich im aktuellen Positionspapier „Prüfungen und Prüfungsformate im Medizinstudium“. Die Kernforderungen sind:

  • Bundesweit standardisierte Prüfungsformate für eine bessere Vergleichbarkeit
  • Prüfungen sollen langfristigen Lernerfolg und breite Wissensbasis abbilden statt spezielles Detailwissen abzufragen
  • Kompetenzbasiertes Lernen benötigt Praxisbezug:
    • Longitudinale Verknüpfung von klinischen und vorklinischen Fächern
    • Frühzeitiger Einsatz von Fallbeispiele in praktisch-mündlichen Prüfungen
    • Ausrichtung der mündlich-praktischen Prüfung (M3) nach dem Praktischen Jahr auf ärztliche Kernkompetenzen statt auf das Abprüfen von Faktenwissen
  • Bestehensnachweise statt Noten

 

Unsere Reformvorschläge basieren wie erwähnt auf den Antworten zu unserer Umfrage „Dr. med. – Heilen ohne Hut?“. Vielen Dank an alle, die teilgenommen haben!