Kaputtsparen muss ein Ende haben

Eine Einigung bei den laufenden Honorarverhandlungen zwischen KBV und GKV-Spitzenverband scheint so gut wie ausgeschlossen. Zu weit laufen die Forderungen der Kassen nach einer Nullrunde und der Ärzteschaft nach einem Ausgleich der gestiegenen Kosten auseinander.

Der Vorsitzende des Thüringer Hartmannbundes, Dr. Jörg Müller, richtet deutliche Worte an die Adresse des GKV-Spitzenverbandes: „Wenn die Kassen unsere Leistungen am Patienten oder Investitionen, die der Patientenversorgung dienen, nicht mehr bezahlen können, werden wir entsprechend reagieren müssen. Unsere Kolleginnen und Kollegen vom BvDU klären aktuell ihre gesetzlich versicherten Patienten auf, warum sie bestimmte Leistungen nicht mehr im gewohnten Umfang erbringen können. Je nach Ausgang der Verhandlungen behalten wir uns vor, ebenfalls zu entsprechenden Protestaktionen aufzurufen. Dies scheint die einzige Sprache zu sein, die die Kassen verstehen“, so Müller weiter.

Dabei sei der gesetzliche Rahmen klar: laut Bundesmantelvertrag müsse die Anpassung des Orientierungswertes die Entwicklung der für die Arztpraxen relevanten Investitions- und Betriebskosten berücksichtigen. Müller konkretisiert: „Dazu zählen etwa Hygienemaßnahmen, Energiepreise, Wartungs- und Reparaturkosten und nicht zuletzt Gehälter des medizinischen Personals, wie MFA und technische Assistenten. Bei all den genannten Faktoren haben wir einen deutlichen Kostenanstieg. Zudem haben wir derzeit eine amtlich festgestellte Inflationsrate von 3,8% im Jahresvergleich. Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte – der angeblich erste Schutzwall gegen Corona – wurden bereits in den vergangenen elf Jahren systematisch mit Honoraranpassungen deutlich unterhalb der Inflationsrate abgespeist, was absolut inakzeptabel ist. Für die weitere Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung muss die Ärzteschaft endlich angemessen finanziell ausgestattet werden.“

Müllers abschließender Appell: „Wir erwarten ein Ergebnis deutlich oberhalb der Inflationsrate nach Jahren eines bloßen feuchten Händedrucks. Und von unseren Vertretern auf Seiten der KBV erwarten wir, in keinem Fall ein Ergebnis zu akzeptieren, dass die Ausgabenentwicklung in den Praxen nicht, wie gesetzlich festgeschrieben, angemessen berücksichtigt. Ein weiteres Kaputtsparen, so wie seit langer Zeit betrieben, endet im Versorgungsnotstand!“