Die vom Bewertungsausschuss beschlossene EBM-Anpassung zum 1. April 2020 schlägt weiter hohe Wellen in der Ärzteschaft. Kritik am Verhandlungsergebnis weist der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, jedoch zurück.
Dazu äußert sich der Vorsitzende des Landesverbandes Thüringen im Hartmannbund und Geraer Augenarzt Dr. Jörg Müller: „Herr Gassen konnte leider keine Erklärung bieten, inwiefern das jetzt verhandelte Ergebnis zum EBM aus Sicht der gesamten von ihm vertretenen Vertragsärzteschaft besser sein soll als ein Erhalt des Status quo. Viele Praxen, die durch den von ihm mitverhandelten EBM zukünftig schlechter dastehen, dürften da wohl ihre Zweifel haben“. Das Kernproblem dieses wiederholt schlechten Verhandlungsergebnisses liege in der Ausgabenneutralität, so Müller weiter. „Das Argument, die Entscheidung zur punktsummenneutralen Anpassung des EBM habe der Bewertungsausschuss bereits 2012 getroffen und müsse jetzt daher leider so umgesetzt werden, zieht nicht. Auch damals saß die KBV mit am Verhandlungstisch, daher kann sie jetzt auch nicht die Verantwortung von sich weisen.“
Manchmal frage er sich, ob der ehemalige KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Köhler vielleicht nicht unrecht hatte, als er von einem System der Verlogenheit sprach. Müller macht deutlich: „Glaubwürdigkeit geht jedenfalls anders, die KBV hat unser Vertrauen massiv und mehrfach verspielt. Nur ist dies offenbar noch nicht bei den Verantwortlichen angekommen“. Darüber hinaus kritisierte Müller fehlenden Mut bei den Verhandlungen. „Ich würde mir eine KBV wünschen, die mit Chuzpe für unsere Interessen gegenüber Krankenkassen und Politik eintritt und auch Verantwortung übernimmt und sie nicht auf Entscheidungen der Vergangenheit abwälzt.“ Wenn die Führung in der KBV dazu nicht in der Lage ist, sollte sie – schon allein aus Anstand und Schamgefühl gegenüber den vertretenen Ärzten – kompetenteren Vertretern das Feld überlassen.