Auch der zweite Teil der Umfrage „Dr. med. – Heilen ohne Hut?“ ist nun ausgewertet.
Hier ging es um Fragen rund um „Prüfungen und Prüfungsformate im Medizinstudium“. Die Befragung hat gezeigt, dass die Mehrheit der Medizinstudierenden per Multiple Choice geprüft wird, die Studierenden einen langfristigen und nachhaltigen Lernerfolg aber vor allem in den mündlichen sowie den standardisierten praktischen Prüfungen sehen. Ähnlich verhält es sich bei der Frage, welches Prüfungsformat den tatsächlichen Wissensstand am besten abprüft.
Aus Sicht der Teilnehmer sind dies vor allem mündliche Prüfungen wie z.B. Testate, standardisierte praktische Prüfungen wie z.B. OSCEs oder schriftliche Prüfungen im Freitextformat. Lediglich 14 Prozent der Teilnehmer bescheinigen dies Multiple-Choice-Prüfungen. Die Anzahl der Prüfungen im Medizinstudium stellt für die Studierenden kein generelles Problem dar. Hingegen wird die Vergabe von Noten kritisch gesehen. Gut zwei Drittel der Umfrageteilnehmer würden Noten zugunsten von reinen Bestehensnachweisen abschaffen.
Ergebnisse der Umfrage in der Übersicht
Der Hartmannbund hat von Dezember 2016 bis März 2017 unter seinen Medizinstudierenden und Assistenzärzten Umfragen zur medizinischen Promotion durchgeführt, unter anderem um herauszufinden, wie der ärztliche Nachwuchs zum „Dr. med.“ steht.
Die große Mehrheit der Medizinstudierenden möchte einen Doktortitel erwerben. Wissenschaftlich arbeiten wollen dagegen nur die wenigsten. Gerade einmal 20 Prozent der 2.291 studentischen Teilnehmer der Umfrage „Dr. med. – Heilen ohne Hut?“ können sich vorstellen, später in der Forschung zu arbeiten. Der Großteil der Befragten favorisiert eine Tätigkeit in der Patientenversorgung.
Schlechte Noten vergeben die Studierenden hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Ausbildung und Vorbereitung auf die Promotion. So bewerten mehr als zwei Drittel ihre Fähigkeit, wissenschaftlich zu arbeiten, nur mit den Noten drei bis fünf, und 70 Prozent die wissenschaftliche Ausbildung an ihren Fakultäten in ihrer Gesamtheit nur mit befriedigend bis mangelhaft. Wenig optimistisch stimmt auch die Selbsteinschätzung der Studierenden hinsichtlich ihrer Begeisterung für die Wissenschaft: Nur 12 Prozent der Umfrageteilnehmer schätzen diese als „sehr hoch“ ein, weitere 27 Prozent immerhin noch als „hoch“.
Auch spannend: Nur 44 Prozent der Studierenden sehen in der Erlangung der medizinischen Promotion einen Nutzen für ihre spätere ärztliche Tätigkeit ‒ an „keinen Nutzen“ glauben 36 Prozent. Von den 1.027 Assistenzärzten, die im Rahmen der Hartmannbund-Umfrage zum Thema „Ärztliche Arbeitswelten. Heute. Und Morgen.“ ebenfalls Fragen zur medizinischen Promotion beantwortet haben, geben sogar ca. 60 Prozent an, dass der „Dr. med.“ keinen Nutzen für ihre ärztliche Tätigkeit bringt. Zwar haben immerhin 322 der Assistenzärzte ihren Doktortitel bereits in der Tasche, aber 468 Assistenzärzte arbeiten noch immer an ihrer Dissertation ‒ die Mehrheit dieser Gruppe hat aber bereits während des Studiums mit der Dissertation begonnen und fühlte sich nicht gut auf die Promotion vorbereitet; 92 Prozent vergeben an ihre Universitäten nur die Noten drei bis fünf für die Vorbereitung.
Überraschend: Bei der Mehrheit der befragten Assistenzärzte, so deren Einschätzung, legt der Arbeitgeber keinen Wert auf eine Promotion. Die Mehrheit der Assistenzärzte glaubt aber, dass der Doktortitel Einfluss darauf hat, wie sie als Ärzte von ihren Patienten wahrgenommen werden. Das deckt sich auch mit den Antworten zur Motivation, warum der Titel angestrebt wird. Ganz vorn mit dabei: „Gehört einfach zum Arztberuf dazu“. Auch bei den Studierenden sind Prestige, Ansehen seitens der Patienten, akademischer Titel, „gehört zum Arztberuf“ und bessere Berufschancen wichtige Gründe für den Wunsch nach dem „Dr. med.“.
Nicht ganz ohne Bedeutung ist bei den befragten Studierenden die Tatsache, dass die medizinische Promotion studienbegleitend durchgeführt werden kann. Dieser große Vorteil der Mediziner gegenüber anderen Fachrichtungen scheint sich auch auf die bundesweiten Promotionszahlen auszuwirken. Der Trend, einen Doktortitel in der Medizin erlangen zu wollen, ist ungebrochen. Seit Jahren sind die Absolventenzahlen bei den Promotionen in der Humanmedizin laut Statistischem Bundesamt stabil. Im Jahr 2015 waren es 6.362 Promotionen ‒ gegenüber 22.856 Promotionen anderer Fachrichtungen. Demnach erhält jährlich jeder fünfte Promovierende in Deutschland einen Doktortitel in der Humanmedizin.
In den Umfragen außerdem abgefragt wurden Meinungen zur Unterstützung/Betreuung bei der Promotion sowie zur wissenschaftlichen Ausbildung.
An dieser Stelle eine Auswahl an Ergebnissen:
Pressemitteilung des Hartmannbundes vom 28. März 2017
Detailergebnisse der Umfrage unter den Medizinstudierenden
Detailergebnisse der Umfrage unter den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung