Hauptversammlung 2024 – Wie lange können wir uns ungesteuerte Patienten noch leisten?

Der Hartmannbund spricht sich für die Einführung eines Primärarztsystems aus, um künftig die Patientenwege im Versorgungssystem effektiver zu koordinieren. „Das Gesundheitssystem benötigt eine koordinierte Inanspruchnahme von Versorgungsleitungen von Patientinnen und Patienten, um der Diskrepanz zwischen begrenzter Verfügbarkeit von Leistungen und Ressourcen und vorhandenem Behandlungsbedarf zu begegnen“, heißt es in einer am Wochenende von den Delegierten der Hauptversammlung verabschiedeten Erklärung.

Unter der Überschrift „Orientierungslos durch den Versorgungsdschungel – Wie lange können wir uns den ungesteuerten Patienten noch leisten“ hatte sich das höchste Gremium des Verbandes zuvor unter der Beteiligung hochkarätiger Expertinnen und Experten* intensiv mit der Frage von Patientenströmen und möglichen Lenkungsmechanismen befasst. „Der Selbstbedienungsladen in der Versorgung hat einen Punkt erreicht, an dem es so nicht mehr weitergeht“, sagte der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt. Dabei gehe es nicht nur um den effizienten Einsatz begrenzter finanzieller Mittel und den Schutz „ausgebrannter Kolleginnen und Kollegen“, sondern auch um Patientensicherheit. Auch Prof. Leonie Sundmacher, Mitglied des Sachverständigenrates Gesundheit, machte deutlich, dass das System „ein hohes Maß an Arztdichte bei hohen Fallzahlen verschleiße und an Wirkung verliere“. Vorhandene Steuerungsinstrumente setzten an den falschen Stellen an. Der Vorstandsvorsitzende der BKK, Franz Knieps, forderte die Ärzteschaft in diesem Zusammenhang zu mehr Mut und Eigeninitiative auf: „Es wird keinen Königsweg geben. Probieren Sie die Dinge aus!“

Vor dem Hintergrund der sich andeutenden Neuwahlen und der damit verbundenen zu erwartenden Diskontinuität zahlreicher gesundheitspolitischer Gesetzesvorhaben hatte der Hartmannbund zuvor seine Tagesordnung geändert und an die Stelle geplanter Resolutionen zu aktuellen Gesetzentwürfen unter der Überschrift „Für ein stabiles und modernes Gesundheitssystem“ die Formulierung eines Kataloges von Grundsatzforderungen an eine künftige Regierung gestellt.

Die Versammlung war sich einig, dass eine zügige Wiederherstellung politischer Handlungsfähigkeit angesichts der akuten Herausforderungen dringend notwendig sei

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*Bei der Podiumsdiskussion waren zu Gast: Prof. Dr. Leonie Sundmacher, u. a. Mitglied des Sachverständigenrates Gesundheit und Pflege; Prof. Dr. Martin Scherer, u. a. Institutsdirektor am UKE Hamburg; Franz Knieps, Vorstand des BKK-Dachverbandes; Prof. Dr. Martin Hirsch, Prof. für KI in der Medizin an der Universität Marburg; Veronika Schulte-Marin, Leiterin der Patientensteuerung bei consus.health, Part of Accenture sowie Dr. Michael Bayeff-Filloff, u. a. Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am RoMed Kliniken Rosenheim