Respekt vor den aktuellen Herausforderungen der Regierenden angesichts von Kriegen, gesellschaftlichen Umbrüchen und wirtschaftlichen Risiken – aber wenig Verständnis für falsche gesundheitspolitische Weichenstellungen und praxisfremde Entscheidungen in Folge fehlender Kommunikation und mangelnder Einsicht. Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, ging auf der Hauptversammlung seines Verbandes hart ins Gericht mit der Politik des Bundesgesundheitsministers, betonte aber gleichzeitig Bereitschaft und Anspruch der Ärzteschaft zum Dialog bei der Entwicklung zukunftsfähiger Konzepte und Lösungsansätze in der Gesundheitsversorgung.
Mit Blick auf die „dringend notwendige“ Krankenhausreform warnte Reinhardt Bund und Länder vor einer Hängepartie. Eine kalte Bereinigung und die Verunsicherung des Klinikpersonals müssten vermieden werden. Auch den Stand der Digitalisierung des Gesundheitswesens beurteilte er kritisch. Dass auch jüngste Gesetzesvorlagen noch immer Sanktionen bei Nichtanwendung beinhalteten, stelle der Entwicklung ein schlechtes Zeugnis aus. „Funktionierende Digitalisierung braucht keine Sanktionen“, so der HB-Vorsitzende, die werde gerne auch freiwillig angewendet. Mit Blick auf die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen mahnte Reinhardt ein Ende der Budgetierung auch im fachärztlichen Bereich an. Angesichts des Zustandekommens des Honorarabschlusses im Erweiterten Bewertungsausschuss forderten die Delegierten der Hauptversammlung gesetzliche Änderungen für ein „unabhängiges und transparentes Schlichtungsverfahren“. Ein Honorarbeschluss nach Regeln des „Viehmarktes oder Fingerhakelns“ sei nicht akzeptabel.
Alle Beschlüsse der Hauptversammlung finden Sie HIER!
Neben der aktuellen Gesundheitspolitik beschäftigte sich die Hauptversammlung in einem Schwerpunktthema mit der Frage, wie sich die Versorgung in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werde. Wie können Digitalisierung und die Nutzung großer Datenmengen Versorgung verändern? Was wird Prävention leisten können (und müssen)? In welchem Maße etwa wird es gelingen, auf der Basis von Gentechnologie Krankheiten zu verhindern, statt sie anschließend (mühsam) heilen zu müssen? Was bedeuten diese möglichen Entwicklungen für die Strukturen und die Akteure des Systems? Was für das Arzt-Patientenverhältnis? Welche ethischen Grenzen müssen wir mit Blick auf künftige medizinische und technische Möglichkeiten ziehen? Und schließlich: Welchen Einfluss können Ärztinnen und Ärzte auf die Entwicklung nehmen? Am Ende einer spannenden Diskussion war sich die hochrangig besetzte Expertenrunde einig: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden die Versorgung maßgeblich verändern, den Arzt in seiner zentralen Rolle aber nicht ablösen. Auch hier gelte: Lösungen und Technologien, die Ärzt:innen und Patient:innen wirklich helfen, werden sich durchsetzen.
Ärztin Stefanie Minkley und Filmautorin Antonella Berta sind am Freitag im Rahmen der Hauptversammlung mit dem diesjährigen Film- und Fernsehpreis für „My doctor’s life – Tagebuch einer Ärztin, die aussteigt“ (Hessischer Rundfunk) ausgezeichnet worden. Aus 37 eingesandten Beiträgen wurde die bemerkenswerte Dokumentation von einer Fachjury ausgewählt. Die vollständige Jury-Begründung finden Sie HIER! Die Dokumentation können Sie sich HIER in der ARD-Mediathek anschauen.
Die Friedrich-Thieding-Stiftung hat mit Unterstützung der SIGMA Bank zum siebten Mal das Hartmannbund-Stipendium an zwei Medizinstudierende vergeben – Julia Schneider und Jonathan Schmalzridt. Das Stipendium ist eine Auszeichnung für sehr gute Studienleistungen und besonderes berufs- und sozialpolitisches Engagement während des Medizinstudiums. Mehr zu den Stipendiaten erfahren Sie HIER! Dr. Jörg Hermann wurde mit der Hartmann-Thieding-Plakette ausgezeichnet. Sie ehrt Mitglieder und Mandatsträger, die sich durch erfolgreiche und unermüdliche berufsständische Arbeit und vorbildliche ärztliche Haltung besondere Verdienste um das Ansehen des Hartmannbundes und der deutschen Ärzteschaft erworben haben.
(Alle Fotos: Hartmannbund/Florian Schuh)